Wer aus einer Narkose aufwacht, fühlt sich oft abgeschlagen und leidet unter Übelkeit. Hinzu kommen die Schmerzen von den Operationswunden. Bis man wieder richtig funktionsfähig ist, dauert es. Es gibt jedoch schonendere Narkose-Möglichkeiten, mit denen sich Nachwirkungen deutlich vermindern lassen.
«Mit einer Teilnarkose könne man jede Operation an der Brust durchführen, sagt Dr. Henrik Sjöström, Chefarzt Anästhesie am Bethesda Spital. Grundsätzlich kann man so alles machen, von kleinen Eingriffen bis zur totalen Entfernung der Brust.» Dazu brauche es eine Regionalanästhesie, bei welcher bestimmte Nerven betäubt werden. «Das ist nichts Neues, denn dieses Verfahren wurde bereits vor 100 Jahren entwickelt. Heute kann man es dank moderner Hilfsmittel schonender durchführen». Konkret werden dabei die Nerven, welche zur Brust führen, vom Rücken her anästhesiert. Das Bethesda Spital ist spezialisiert auf diese Methode, die im Fachjargon Paravertebralblockade genannt wird. «Dabei betäuben wir die Nerven, die neben der Wirbelsäule austreten. Dafür braucht es zwei Injektionen am Rücken. Dadurch wird die Brust unempfindlich und man kann ganz normal operieren».
Diese Injektionen werden von den Patientinnen nicht als unangenehm empfunden. «Sie sind gut vorbereitet mit beruhigenden und entspannenden Medikamenten, so dass sie gar nicht viel davon merken. » Das Anästhesie-Team wendet zudem Hypnosetechniken an und lässt die Patientin Musik hören, so dass eine angenehme Atmosphäre entsteht. Dies werde immer wieder von den Frischoperierten bestätigt. «Das ist wichtig, weil die Betroffenen sowieso in einer Ausnahmesituation sind. Deshalb ist eine gute Begleitung wichtig und die Patientin hat während der Operation immer jemanden an ihrer Seite.»
Einzigartig in der Region
Der grosse Vorteil an dieser Narkosetechnik ist, dass damit Opiate und morphinhaltige Medikamente weggelassen werden können. «Vor allem für Betagte birgt eine Vollnarkose Nachteile und Risiken, die man umgehen möchte, wie etwa ein Delir, also ein Verwirrtheitszustand nach der Operation. Hier können wir diese schonende Variante anbieten.»
Ein weiteres Argument, das für diese Methode spricht ist, dass die Blockade bis am nächsten Tag wirkt. Nach der Operation erhält die Patientin zudem Schmerztabletten, so dass sie nichts verspürt. Durch diese Kombination braucht es keine starken Medikamente. «Mit dieser Teilnarkose hat man weniger Nebenwirkungen und ist viel schneller wieder fit», bringt es Dr. Sjöström auf den Punkt. Bei vielen liessen sich dadurch zudem Narbenschmerzen reduzieren oder sogar verhindern.
Wie die Narkose durchgeführt wird, entscheidet die Patientin individuell. «Es gibt solche, die ausschliesslich die Teilnarkose möchten und solche die dazu einen Dämmerschlaf wünschen, welchen man mit niedrig dosierten Medikamenten herbeiführt. Auch davon erholt man sich schnell.» Wenn jemand Angst vor einer Vollnarkose hat, bietet dieses Verfahren ebenfalls eine gute Alternative. In der Narkosesprechstunde können die Optionen mit den Anästhesistinnen und Anästhesisten besprochen werden.
«Wir verabreichen die Injektion ultraschallgesteuert. So können wir präzise injizieren, weil wir genau sehen, wo welcher Nerv durchgeht.» Fast das gesamte Anästhesie-Team hat sich auf diesem Gebiet weitergebildet und besitzt den dafür notwendigen Fähigkeitsausweis. Das Bethesda Spital hat bei der Paravertebralblockade eine schweizweite Vorreiterrolle. «Wir sind die einzigen in der Region, die das anbieten.»