Jährlich erhalten rund 6500 Frauen in der Schweiz die Diagnose Brustkrebs. Ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Behandlung ist die Früherkennung. In Basel-Stadt werden Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahren derzeit alle zwei Jahre zu einem freiwilligen, kostenlosen Mammographie-Screening eingeladen. Doch reicht diese Altersgrenze aus, um möglichst vielen Frauen zu helfen?
Die SP-Grossrätin Amina Trevisan fordert, dass das Screening-Programm in Basel-Stadt auf Frauen ab 45 Jahren ausgeweitet wird. Ihre Forderung basiert auf eigenen Erfahrungen: Sie selbst erhielt im Alter von 49 Jahren die Diagnose Brustkrebs und ist überzeugt, dass eine frühere Teilnahme an einem Screening ihr Leid hätte mindern können. Trevisan argumentiert, dass die Diagnose und Behandlung von Brustkrebs umso weniger invasiv sind, je früher der Krebs erkannt wird.
Doch die Ausweitung des Screening-Programms ist nicht unumstritten. Noemi Schmidt, leitende Ärztin am Brustzentrum des Unispitals Basel, sieht sowohl Vor- als auch Nachteile in einer Erweiterung des Programms. Sie betont, dass die Vorteile einer früheren Diagnose unbestreitbar sind: "Wenn Brustkrebs früher erkannt wird, sind die Heilungschancen und Überlebenschancen deutlich höher." Allerdings gibt es auch Risiken, wie überflüssige Behandlungen und falsch-positive Befunde, die unnötige Ängste auslösen können.
Schmidt hebt hervor, dass von zehn Frauen, die nach einer ersten Untersuchung erneut ins Spital bestellt werden, letztlich nur eine tatsächlich an Brustkrebs erkrankt ist. Diese Unsicherheit kann viele Frauen psychisch stark belasten. Zudem stellt sie fest, dass es bei einer Erweiterung des Programms auch zu einer Überdiagnose kommen könnte, bei der gutartige Tumore unnötig behandelt werden.
Die Diskussion um das Mammographie-Screening bleibt komplex und vielschichtig. Während Trevisan für eine Ausweitung plädiert, um das Leben von Frauen zu retten und schwere Krankheitsverläufe zu verhindern, warnt Schmidt vor den möglichen negativen Konsequenzen. Letztlich ist es eine Abwägung zwischen dem frühzeitigen Erkennen von Krebs und den möglichen Überdiagnosen.